,,assembly” - Das Design-Festival in Graz

Einst war die Annenstraße, neben der Herrengasse, die Grazer Shoppingmeile. Mit dem Designfestival assembly wehte im Frühling wieder ein frischer Wind durch den Stadtteil, der nach einer neuen Identität sucht. So wurde die Annenstraße von 14. bis 17. Mai zum kreativen Schauplatz für heimische und internationale Künstler und Designer, die verwaiste Shops für vier Tage zu temporären Showrooms machten, um dort ihre Arbeiten, Ideen und Studien auszustellen. Mode, Kunst, Kultur und Musik waren dabei die Impulsgeber für die Erschließung des brach liegenden urbanen Raums. Mit ihrem Projekt schafften die Organisatoren Karin Wintscher-Zinganel von Pell Mell und Günter Brodtrager von der Kunsthalle Gries bereits zum sechsten Mal eine Präsentations-Plattform und eine ideale Möglichkeit zur Vernetzung für die heimische Kunst-, Architektur-, Mode-, Design- und Musikszene.
Ausstellungen, Fashionshows, Konzerte, Performances und Workshops stimulierten das vorhandene künstlerische Potenzial und das Interesse der Öffentlichkeit in und an Graz. Die enge Zusammenarbeit mit der HTBLVA Graz - Ortweinschule, dem Haus der Architektur und der FH Joanneum, der TU Graz, Campus02 und der Modeschule Graz sowie dem Medienkunstlabor waren entscheidend für die Resonanz und Vielfalt des Festivals. Design durchdrang während der assembly alle städtischen Lebensbereiche. So wurde heuer etwa erstmals auch der Pavillon im Volksgarten samt der angrenzenden Skaterbahn zu einem assembly-Schauplatz für Street Fashion und dem dazugehörenden Lifestyle.

Dieses Areal wurde zur Rampe für junge Designer, Musiker und Sprayer. Grafitti Artists von Permanent-Unit besprayten live den Container neben dem Volksgartenpavillon. Am Freitag, den 15.5. verwandelten neue Brands die Skaterbahn im Volksgarten in einen Catwalk und dabei konnte man ganz neues, frisches Design entdecken. An der „Fresh and Urban Show“ beteiligten sich die Modeschule Graz, Carotyn, Anna Kölbl, Romana Grebien, Julia Jeschek, Zerum, Mon.o, Palo Alto, Pixie und als Spezial: der SK Sturm, der sich im Rahmen der Ausstellung „Jahrhundertsturm“ des Künstlerhaus Graz mit den Ergebnissen aus einem T-Shirt-Wettbewerb beteiligte. Als Siegerin bei diesem Contest ging Yü-Shin Lin hervor. Der Volksgartenpavillon selbst verwandelte sich in ein etwas anderes Café im Café. Robert La Roche stellte dort mit ‚Urban living‘ in chilliger Atmosphäre seine neuesten Brillenkollektionen vor. Auf den Retromöbeln von Walter Faisthuber konnte man bei einem Kaffee probesitzen und am Abend verkürzten Lendmaschine, Yoshiva von Boogee Basement, Happy Shit feat. Wolfi the Model und Kommando Elefant die Nächte im Volksgartenpavillon.
Nach dem großen Erfolg von assembly im Jahr 2008 fand assembly auch dieses Jahr wieder in der Annenstraße statt. jedoch wurde das Konzept erweitert und band bestehende Geschäfte verstärkt in das kreative Treiben ein. Viele Shopbesitzer schafften in ihren Schaufenstern Platz für Arbeiten von Schülern der HTBLVA Graz – Ortweinschule Kunst und Design und stellten damit Präsentationsflächen für die Fachsparten Grafik und Kommunikationsdesign, Audiovisuelles Mediendesign, Fotografie und Multimedia Art, Produktdesign und Präsentation, Metallgestaltung, Plastische Formgebung, Möbel-Raumdesign und Keramische Gestaltung zur Verfügung.

Insgesamt entstanden dabei 11 Auslagen die zu Kreativschaufenstern der Schule umgestaltet wurden inklusive der Liveperformance einer Schülerin. Um den internationalen Charakter der Annenstraße zu unterstreichen, beauftragte assembly Thomas Hribar mit der Gestaltung eines multikulturellen „Annenstraßeneinkaufssackerls“, das in einer Auflage von 10.000 Stück produziert wurde als identitätsstiftendes Element den bestehenden Geschäften in der Straße zur Verfügung gestellt wurde, aber auch während des Festivals nicht nur als Verkaufstasche sondern auch als Gestaltungselement in den Shops und an den Containern eingesetzt wurde. Die Initiatoren setzten darauf mit assembly Impulse zu setzen, ein urbanes Lebensgefühl und städtischer Lifestyle sollten in Annenstraße Einzug halten. Es gab nach der Veranstaltung auch viele Anfragen zu leer stehenden Geschäftslokalen. Mit neuen Geschäftsbesitzern und einer Zunahme an Laufkundschaft sollte kreative Nachhaltigkeit in dieses Viertel ziehen.
Im Hinblick auf das ehrgeizige Vorhaben der Stadt Graz, in das UNESCO-Netzwerk als „City of Design“ aufgenommen zu werden, ein Schritt mit nachhaltiger Bedeutung. Aufgrund des positiven Feedbacks von Seiten der Besucher und der teilnehmenden Designer war das Programm von assembly 2009 umfangreicher denn je zuvor. In diesem Jahr waren 80 Designerinnen und Designer – 30 mehr als im Vorjahr – aus der Steiermark, Slowenien, Kroatien, Bosnien, Rumänien, Ungarn, der Tschechischen Republik, Polen und Lettland, die die Möglichkeit hatten, bei assembly auszustellen.

Höhepunkte des Assembly 2009

Zu den Höhepunkten der diesjährigen assembly zählte die Installation der deutschen Künstlerin Ursula Neugebauer. Die Vernissage fand am 14. Mai im assembly-Festivalzentrum, dem Haus der Architektur, statt. Gleich im Anschluss an die Vernissage fand die fulminante Eröffnungsmodenschau statt, bei der 12 nationale und internationale Designerinnen und

Designer ihre aktuellen Kollektionen zeigten. Für die Modedesigner selbst war der 2009 erstmals vergebene Kastner & Öhler Fashion Award ein Highlight. Eine fünfköpfige Jury (Sandra Rosenfelder - Kastner & Öhler - Marketing Mode, Nina Schullin - New one by Nina Schullin, Kathrin Schuster – Maxima CvD, stellvertr. Chefredakteurin, Ulrike Tschabitzer-Handler - Unit-f, Kreativdirektorin und Karin Wintscher-Zinganel - Pell Mell), kürte einstimmig Baiba Ripa zur Siegerin. Ausschlaggebend war die innovative Materialverarbeitung und die professionelle Präsentation der Kollektion. Kastner & Öhler selbst lebt mit ALLES MODE Lifestyle, Zeitgeist und Trends und setzte deshalb mit diesem Preis ein kräftiges Zeichen aktuelles, junges Design zu fördern und präsentierte die Herbst/Winterkollektion der lettischen Designerin im Oktober 2009 in seinem Haus.